Jan-Gerd Müller, Jan genannt, geboren 1972, wuchs mit 3 Brüdern und 2 Schwestern auf dem elterlichen Bauernhof mit eigener Windmühle in Dangast bei Varel auf, wo sein Vater Gerd bereits Brieftauben züchtete. Gereist wird im RegV 259 "Ost-Friesland".
Davon zeugt noch heute eine Urkunde aus dem Jahr 1953. Der Vogel 07913/50/72 errang einen 1. Preis ab Freiburg, 605 km, in der damaligen RV Varel.
Die väterliche Leidenschaft erfasste auch Jan‘s älteren Bruder, der 1983 seine ersten Brieftauben erwarb. Und als dieser nach einem Jahr das Interesse verlor, übernahm Jan dessen Bestand, bis heute unterstützt von seinem Vater Gerd.
Jan reist bis heute vom elterlichen Grundstück im Verein 07913 „Volle Segel“. Er ist gelernter Tischler und Kaufmann, aber seit 2014 wegen einer Krebserkrankung zu Hause.
Bereits 2008 wurde er erstmals RV-Meister. Aber er wollte mehr. Seine konsequenten Schritte bis zu den aktuellen Erfolgen:
„In die Reiseschläge kommst du in der Saison aber nicht rein“! waren die ersten Worte von Jan, als ich mich Anfang Mai zur Terminabsprache telefonisch bei ihm meldete. Konsequent ist er, und deshalb vermutlich auch so erfolgreich. Für mich bedeutete das, einen zweiten Termin nach der Saison für die Fotos mit ihm zu machen.
Jahresablauf in den Reiseschlägen für Altvögel und Jährige Vögel
Impfung
Anfang Dezember werden alle Tauben gegen Salmonellen geimpft. Drei Wochen später erfolgt die Dreifachimpfung gegen Adeno, Herpes und Paramyxo durch die Tierärztin Frau Sandeck.
Seitdem die Jungtauben 2 x mit dem Rotaimpfstoff geimpft werden, hatte Jan keine Jungtierkrankheit mehr auf dem Schlag.
Reinigung
Vor der Saison führt Jan eine Generalreinigung durch. Die Decke pustet er z. B. mit einem Laubbläser staubfrei. Darüber hinaus hält er die 2 x tägliche Reinigung für sehr wichtig. Der Kot muss vom Schlag. Den Staubsauger benutze er allerdings nur in der Mauserzeit.
Anpaarung
Die erste Anpaarung im Reiseschlag erfolgt um den 10. Januar herum. Die 24 Paare im Alttierschlag, sowie die 24 Paare im Jährigenschlag werden nach 10tägigem Brüten bis zur
2. Anpaarung Ende März, dann dürfen sie 6 Tage brüten, wieder getrennt.
Training
Am 10. März erfolgt der erste Freiflug, das erste Training nach winterlichem Festsetzen.
Um 07:30 Uhr erhalten die alten Vögel für eine Stunde Freiflug,
um 08:30 Uhr die jährigen Vögel.
Abends erhalten die Vögel je nach Wetterlage (Hitze) ab 18 Uhr und ab 19 Uhr Freiflug.
In der Saison erfolgt das zweimalige Training von Montag bis Donnerstag, Freitag ist Einsatztag, Sonntagmorgen bleiben die Schläge zu.
Jan: „Wenn sie getrennt fliegen, trainieren sie besser. Und nach den Samstagsflügen geben die Alten am Sonntag schon wieder Gas, während die Jährigen oft auch erst später heimkommen oder abgeflogener sind und erst ab Montag wieder gut trainieren. Deshalb nehme ich mir die Zeit dafür! Während des Freifluges darf ich mich draußen nicht sehen lassen…. Meinen Sport betreibe ich schon aufwändig, verbringe 4 – 5 Stunden täglich im Schlag.“
Darüber hinaus hält Jan Ruhe für einen Erfolgsfaktor. Er ist so wenig wie möglich auf dem Reiseschlag und nimmt zwischen den Flügen auch keine Taube in die Hand.
Privates Training
Vor der Saison werden die Vögel 3 – 4mal weggebracht – früher oft durch seine Eltern - und Alttiere und Jährige im Abstand von ca. 20 Minuten getrennt aufgelassen. Zwischen den Flügen werden sie nicht eingekorbt
Fütterung seit 2019
Samstag und Sonntag erhalten die Tauben je zur Hälfte Mifuma Relax und Mifuma Power Mix.
Montag und Dienstag gibt es Relax.
Mittwoch und Donnerstag Power Mix
Freitag erhalten sie vor dem Einsetzen je nach anstehendem Flug Power Mix oder Relax.
Klares Trinkwasser erhalten sie 2 x täglich frisch.
Am Donnerstag ist Badetag.
Fütterungszeiten
Pünktlichkeit ist für Jan dabei sehr wichtig. Die Tauben erhalten dreimal am Tag einen Becher Futter. Nach dem Morgentraining, am Nachmittag um 15 Uhr und nach dem Abendtraining. Nicht gefressenes Futter bleibt stehen und wird erst unmittelbar vor der nächsten Fütterung aus dem Trog entfernt. „Meine Tauben müssen immer satt gefüttert sein, dann bringen sie Leistung!“
Beiprodukte
Jan: „Sonntag steht in der Tränke Tee der Firma Teekontor.
Mittwoch – 2 Tage vor dem Einsetzen – gebe ich einem Esslöffel Bierhefe auf 3 kg mit Wasser angefeuchtetes Futter. Ich beobachte den Kot meiner Tiere, der ist danach sehr gut! Das war früher, als ich viele Beiprodukte gab, anders.“
Blaugrit von Beyers und Multigrit von Spinne erhalten die Tauben täglich.
Nur die Zuchttauben erhalten weitere Beiprodukte.
Besonderheit:
Jan: „Bis 2017/18 versuchte ich zunächst, mit Nebel-Produkten bessere Flugergebnisse zu
erzielen. Ich stellte aber fest, dass meine Tauben zu viel Power hatten, den Schlag oft überflogen und dadurch viel Zeit verloren. Denn in der Fluggemeinschaft Jade-Weser liege ich zwischen den ca. 25 km südlicher gelegenen Schlägen in Oldenburg und den ca. 15 km nördlicher gelegenen in Wilhelmshaven-Friesland. Deshalb habe ich früher viel ausprobiert, bis ich 2019 zu dieser Fütterung kam.
Seitdem haben meine Tauben auch keine Kur mehr gegen Kokzidien oder Trichomonasis erhalten. Ich bin überzeugt davon, dass sie deshalb auch längere Jahre sehr gut reisen!“
Motivtion
Vor dem Einsetzen werden die Weibchen auf den Schlag geholt und bis zum Einkorben für 15 Minuten zu ihren Vögeln in die Zelle gesperrt. Die Zeit bis zur Ankunft der Vögel verbringen die Witwen in ihrer Voliere, wo sie bis kurz vor Konkursbeginn versorgt und motiviert werden.
Die Paare bleiben lebenslang zusammen.
Die totale Witwerschaft wurde 2019 und 2023 mit den Jährigen erprobt. Da die Weibchen nur 20% Preise flogen, blieb es bei der ausschließlichen Reise mit Vögeln.
Witwen
Die Witwerweibchen sind in einer Voliere untergebracht und erhalten die gleiche Versorgung wie die Vögel, nur in etwas geringerer Menge. Nach dem Konkursende verbleiben sie je nach Flugverlauf etwa eine Stunde im Witwerschlag. Probleme mit Lesben kennt Jan nicht.
Jungtierreise
Jan zieht 110 Jungtiere für die Reise groß.
Die 1. und 2. Runde erhalten nachmittags vor der Reise 3 Stunden Freiflug. Die 3. Runde im Anschluss. Sie dürfen sich frei bewegen, ein Aufjagen oder eine Fahne gibt es nicht.
Die Jungtiere werden ab dem 22.06. bis 22 Uhr belichtet.
Satt gefüttert werden sie mit dem Diätfutter Beyers 23 und mit Beyers 47.
Futterreste werden 10 Minuten nach der Fütterung vom Schlag entfernt.
Selektion
Alttauben müssen 8 bis 9 Preise fliegen. Zweijährige mit z. B. nur 7 Preisen werden selektiert.
Von den jungen Vögeln wandern jährlich nur 5 bis 6 in den Alttierschlag. Die Auslese erfolgt hier hauptsächlich nach Abstammung und der Flugleistung der Brüder. So werden oft schon Jährige mit nur 2 Preisen in den Alttierschlag übernommen.
Die in den Alttierschlag gewechselten Jährigen ziehen im Herbst 1 Jungtier groß, danach sind sie umgewöhnt.
Schlaganlage
Nebeneinander vom Tischler Jan großzügig in Holzbauweise gebaut stehen nach Osten ausgerichtet ein Jungtierschlag mit vorgebauter Voliere, ein Reiseschlag für 24 alte Witwer, ein Jährigenschlag für 24 Tiere und ein sogenannter Loserschlag, aus dem bis zu 8 überzählige Jährige als Junggesellen gereist werden. Die kleineren Volieren für die Witwer dienen in der Saison zum Baden am Donnerstag. Erst nach der Saison halten sich die Witwer auch dort auf.
Eine Heizung oder andere technische Raffinessen sucht man vergeblich.
An der Rückseite dieser Anlage sind zwei Zuchtschläge und das Abteil für die Witwerweibchen angedockt. Ein weiterer Zuchtschlag für 9 Paare wurde erst 2023 gebaut und rückseitig aufgestellt. Die Zuchtschläge sind mit Holzrosten versehen.
Die Zuchtschläge wurden 2019 ganz von Dachziegeln befreit und mit Lichtplatten versehen, die Reiseschläge zur Hälfte. Jan schildert, dadurch einen weiteren Leistungsschub erfahren zu haben.
Zuchtschlag
Jan gehörte immer zu den erfolgreicheren Züchtern. Nach seiner Erkrankung schaute er sich jedoch nach Verstärkungen für den Zuchtschlag um, die er bei der SG Nieland in Aurich fand.
Erstmals 2016 erwarb er im Juli die letzte Runde Jungtauben, überwiegend der Abstammung
de Beer, aus deren Zuchtschlag, 18 an der Zahl. Bis 2019 waren es insgesamt 30, von denen nach strenger Selektion noch 4 Vögel und 3 Weibchen für die heutigen Erfolge sorgen.
Daneben bildet der Behrenswert-Vogel 01997-12-389 ein weiteres Standbein. Mit dem Nieland-Weibchen 06632-16-609 brachte er mit seinen Nachkommen 18/64, 19/166 und 20/224 drei Söhne, die 2023 jeweils 11 Preise errangen.
Jan züchtete 2023 aus 27 Paaren, behielt 110 Jungtiere für sich und gab den Rest - wie schon seit 2020 - sowie Eier aus den Reisetauben ab. Über Erfolge auf anderen Schlägen kann er mangels Rückmeldung kaum berichten. Jens Röse ist mit seinen Tauben auf One Loft Races jedoch immer wieder erfolgreich.
Jan: „Ich habe 5 Paare im Zuchtschlag, aus dem jedes Jahr wenigstens 1 Guter kommt. Darunter sind 4 Brüder und 5 Schwestern meines 272.
Erfolge 2023
2. Regionalverbandsmeister des Reg. 259 Ost-Friesland
2. Vorbenanntenmeister im Reg. 259
6. Mannsschaftsmeister im Reg. 259
4. Regionalbester Vogel, 07913-20-272, 13 Preise, 970,86 Asspunkte im Reg.
1. Meister der FG Weser-Ems
1. RV-Meister mit 59 Preisen
1. RV Verbandsmeister
1. Meisterschft der Brieftaube
9 x 1. Konkurs
Welche Vögel sorgten 2023 für die guten Ergebnisse?
Es sind geschlossene, überwiegend blaue, mittelgroße Tiere mit weichem Gefieder, kurzem Oberarm, breiter Brust und langem Brustbein.
Da ist zunächst der 07913/20/272 mit bislang 40/38 Preisen. 2023 13/13 mit 929,19 Asspunkten, einem 1., 3., 4., 7. und 10. Konkurs in der RV.
Gezogen wurde er aus den Nieland-Eltern 06632-19-497 und 06632-19-492.
Der 07913/20/308 flog 13/10 Preise mit 916,93 Asspunkten, 3 x 1. Konkurs, 2 x 4., 5., 10.und 13. Konkurs. Leider fehlte ihm ein 600 km Flug für die Verbandswertung.
Sein Bruder, der 07913/20/243 flog 13/12 mit 746,86 Asspunkten. Darunter ein 1., 5. und 10. Konkurs. Gezogen sind beide aus dem Paar 06632-16-623 x 06632-16-618.
Der Großvater dieser 3 Vögel ist der 06632-11-303.
Der 07913/20/224 flog 13/11 Preise mit 589,83 Asspunkten, u.a. 2 x den 9. Konkurs.
Der 07913/18/64 flog 13/11 mit 646,17 Asspunkten, einem 1., 9. und 13. Konkurs.
Der 17913/19/166 flog 13/11 mit 563,76 Asspunkten,
Der 07913/19/172 13/11 mit 857,51 Asspunkten, u.a. 2 x 2., 6., 7., 11., 15. und 16 Konkurs.
Eltern diese vier Vögel sind der Behrenswerth-Vogel 01997-12-389, einem Bruder des Nitra-Olympiasiegers 08-154 und die Nieland-Täubin 06632-16-609.
Die Saison 2023 bezeichnet Jan als die bisher beste seiner Laufbahn, obwohl er
2019 bereits Platz 2, (Brieftaube 37/2020), 2020 Platz 6. und 2022 Platz 9. unter den Regionalverbandmeistern des Verbandes wurde.
Uwe Hinrichs
Jan‘s ebenfalls hoch erfolgreich reisender RV-Vorsitzender Uwe Hinrichs über Jan:
„Jan lebt für seine Tauben. Und er hat klasse Tiere und ist zudem sehr ehrgeizig.
2023 hatte er ein Traumjahr. Aber Jan ist auch die Einsatzstelle Varel, kümmert sich als Einsatzstellenleiter u.a. um Tippes. Jan ist für die Einsatzstelle Varel ein Glücksfall.“